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Jossi Wieler erhält den Schweizer Grand Prix Theater / Hans-Reinhart-Ring 2020

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Der Schweizer Grand Prix Theater / Hans-Reinhart-Ring geht in diesem Jahr an Jossi Wieler. Er zählt zu den international renommiertesten Opern- und Theaterregisseuren. Die weiteren fünf Theaterpreise erhalten der Regisseur Boris Nikitin, die Puppenspielerin Kathrin Bosshard, der Autor und Dramaturg Mats Staub, die Szenografin Sylvie Kleiber und das Genfer Théâtre du Loup. Mit dem Schweizer Kleinkunstpreis wird das Duo Les Diptik ausgezeichnet. Die Schweizer Theaterpreise und der Schweizer Kleinkunstpreis werden von der Eidgenössischen Jury für Theater vorgeschlagen. Ab 2021 werden die Tanz- und Theaterpreise unter dem Dach der Schweizer Preise Darstellende Künste zusammengeführt und jährlich im Herbst verliehen.

Schweizer Grand Prix Theater / Hans-Reinhart-Ring 2020 an Jossi Wieler

Jossi Wieler, geboren 1951 in Kreuzlingen, lebt heute in Berlin und zählt seit einem Vierteljahrhundert international zu den Erneuerern des Musiktheaters. Er studierte Regie an der Universität Tel Aviv, arbeitete viele Jahre als Schauspielregisseur und erhielt für seine Inszenierungen zahlreiche Auszeichnungen. Seit 1994 inszeniert er gemeinsam mit Sergio Morabito auch für das Musiktheater. Ihre Zusammenarbeit ist geprägt vom gegenseitigen Dialog und von der sinnlichen Durchdringung der jeweiligen Partitur nach ihrer gesellschaftspolitischen Relevanz für die Gegenwart. An der Staatsoper Stuttgart, deren Intendant Jossi Wieler von 2011 bis 2018 war, erarbeitete das Regie-Duo über 25 Produktionen. Ende Februar 2020 realisierten sie Giacomo Meyerbeers «Les Huguenots» am Grand Théâtre de Genève.

Der Schweizer Grand Prix Theater / Hans-Reinhart-Ring setzt die Tradition des seit 1957 von der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur (SGTK) verliehenen wichtigsten Schweizer Theaterpreises fort und ehrt eine Persönlichkeit oder Institution des Schweizer Theaterschaffens. Die Preissumme beträgt 100’000 Franken.

Fünf Schweizer Theaterpreise 2020
Fünf Schweizer Theaterpreise werden an Personen oder Institutionen vergeben, die sich in einem Bereich des vielfältigen Theaterschaffens der Schweiz verdient gemacht haben. Die Auswahl der eidgenössischen Jury für Theater will in diesem Jahr die ästhetische Diversität im Schweizer Theaterschaffen repräsentieren, die ihrerseits auf die Breite der Darstellenden Künste verweist. Die Preissumme beträgt jeweils 40’000 Franken.

Boris Nikitin (BS): Geboren 1979 in Basel, absolvierte Boris Nikitin ein Studium der angewandten Theaterwissenschaft an der Universität Giessen. Seit 2010 lebt er wieder in Basel und produziert von dort aus seine Theaterprojekte, die er zusammen mit freien Spielstätten wie die Kaserne Basel, das HAU in Berlin, das Theaterhaus Gessnerallee in Zürich oder an deutschsprachigen Stadttheatern realisiert. Seine Theaterarbeiten setzen sich mit der Darstellung und Herstellung von Identität und Realität auseinander.

Kathrin Bosshard (AR): 1972 geboren und im Kanton AR aufgewachsen, studierte Kathrin Bosshard Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Im Jahr 2000 gründete sie das Theater Fleisch + Pappe. Sie wohnt in Herisau und arbeitet als Regisseurin, Schauspielerin und Puppenspielerin für ihr eigenes, aber auch für andere Theater, beispielsweise in der satirischen Show «Bundesordner» am Casinotheater Winterthur. In ihren Stücken bringt sie gesellschaftliche Themen humorvoll überhöht auf die Bühne.

Mats Staub (BE): Geboren 1972 in Muri bei Bern, lebt und arbeitet Mats Staub heute in Berlin sowie an den Entwicklungsorten seiner Langzeitprojekte. Nach einem Studium der Theaterwissenschaft, Journalistik und Religionswissenschaft arbeitete er als Journalist und Dramaturg und entwickelt seit 2004 Erinnerungsprojekte im Spannungsfeld zwischen Theater und Ausstellung, Wissenschaft und Literatur. Erinnerungen, die ihm anvertraut werden, setzt Mats Staub mit Sorgfalt in Szene.

Sylvie Kleiber (VD): Geboren 1966 in Lausanne, arbeitet die an der Ecole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) diplomierte Architektin seit 1993 als Szenografin und lebt heute in Genf. Seither sind ihre Arbeiten omnipräsent in der Avantgardeszene des französischsprachigen Raums. In der Schweiz verband bzw. verbindet Sylvie Kleiber eine langjährige Zusammenarbeit u.a. mit Simone Audemars, Mathieu Bertholet, Maya Bösch, Guillaume Béguin und Yan Duyvendak. Daneben ist sie verantwortlich für den Schwerpunkt Szenografie im Rahmen der Masterausbildung Theater an der Manufacture – Haute école des arts de la scène in Lausanne.

Théâtre du Loup (GE): Das Théâtre du Loup ist eine unabhängige Compagnie, die 1978 in Genf von Eric Jeanmonod und Sandro Rossetti gegründet wurde. 1981 stiessen Rossella Riccaboni und 2012 Adrien Barazzone hinzu. Seit 1993 residiert das Kollektiv in einem eigenen Theater und ist seither ein Ort für Kreation, Produktion und Ausbildung am Puls der Zeit. Über 60 Produktionen entstanden bisher, darunter auch Stücke für ein junges Publikum. Generell sind die Stücke des Théâtre du Loup bildhaft, beinhalten Stilelemente der Pantomime, oft Live-Musik und ein Spiel mit Masken.

Schweizer Kleinkunstpreis 2020 an Les Diptik

Den diesjährigen Schweizer Kleinkunstpreis gewinnen Les Diptik, ein vielversprechendes und eingespieltes Duo, das in seinen beiden bisherigen abendfüllenden Produktionen clowneskes Spiel mit einer packenden Dramaturgie verbindet. Les Diptik, das sind Céline Rey, 1986 geboren und aufgewachsen in Fribourg, sowie David Melendy, 1990 geboren und aufgewachsen in Kalifornien, die sich an der Scuola Teatro Dimitri kennenlernten.

Die Preissumme beträgt zusammen mit der Nominationssumme, die 5’000 Franken betrug, 40’000 Franken. Nominiert waren neben Les Diptik der vielseitige Humorist Karim Slama und der präzise Wortspieler Simon Chen.

Preisübergabe in einem kleineren Rahmen

Aufgrund der Covid-19-Pandemie konnten die Verleihung des Schweizer Kleinkunstpreises an der Künstlerbörse im April sowie die Verleihung der Schweizer Theaterpreise im Rahmen des Schweizer Theatertreffens im Mai nicht wie geplant durchgeführt werden. Die Preise werden in einem kleineren Rahmen übergeben.

Schweizer Preise Darstellende Künste ab 2021

Wie in der Kulturbotschaft 2021-2024 angekündigt, werden ab 2021 die Theaterpreise einschliesslich des Kleinkunstpreises mit den Tanzpreisen zusammengeführt und jährlich unter dem Dach der Schweizer Preise Darstellende Künste an einer gemeinsamen Veranstaltung im Herbst verliehen. Ziel ist es, der Durchlässigkeit der Grenzen zwischen den Sparten Tanz, Theater, Kleinkunst sowie weiteren Facetten der darstellenden Künste wie Performance, zeitgenössischer Zirkus, Figurentheater oder Strassenkünste besser Rechnung tragen zu können. Die Zusammenlegung dient einer grösseren Sichtbarkeit des gesamten Spektrums der darstellenden Künste. Ausserdem kann so der 1957 von der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur (SGTK) ins Leben gerufenene Hans-Reinhart-Ring wieder in allen Bereichen der darstellenden Künste vergeben werden.