Nach einem verheerenden Brand im Durchgangslager für Flüchtlinge auf Lesbos in Griechenland reagierte die Schweiz umgehend und leistete Soforthilfe. Während mehrerer Wochen konzentrierte die Humanitäre Hilfe des Bundes ihre Aktion auf den Zugang zu Trinkwasser, die Gesundheitsversorgung im Kontext von Corona sowie die Risikominderung. Sie schickte zudem fünf Tonnen Hilfsmaterial nach Lesbos. Die Schweiz hat ihre Soforthilfeaktion, dank der unter anderem rund 10’000 Menschen wieder Zugang zu Trinkwasser erhielten, am Mittwoch, den 30. September, beendet. Sie setzt ihr Engagement mit einer mittel- und langfristigen Unterstützung fort.
Während rund drei Wochen beteiligte sich die Humanitäre Hilfe des Bundes, die dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) angegliedert ist, an der Hilfsaktion für Flüchtlinge beziehungsweise Migrantinnen und Migranten auf der griechischen Insel Lesbos. Am 9. September 2020 hatte ein gewaltiges Feuer das Lager Moria verwüstet. Tausende Menschen verloren dabei ihre Unterkunft und hatten weder Nahrung noch Trinkwasser.
Infrastruktur und Trinkwasser
Die Hilfe der Schweiz konzentrierte sich zunächst auf die Lieferung von dringend benötigtem Material. «Die Schweiz hat sofort nach dem Brand reagiert und der griechischen Regierung humanitäre Hilfe angeboten. Es ging vor allem darum, unverzüglich die Unterbringung, die Versorgung und den Schutz der Migrantinnen und Migranten sicherzustellen», betonte Bundesrat Ignazio Cassis, der Vorsteher des EDA.
Zwischen dem 11. und 15. September 2020 transportierte die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) fünf Tonnen an Hilfsgütern auf die kleine Insel in der Ägäis, namentlich Zelte, Generatoren, Wasserkanister, Desinfektionskits zur Aufbereitung von Trinkwasser und Wasserverteilungsmodule. Sie lieferte ausserdem 40’000 Schutzmasken an das Hauptkrankenhaus von Lesbos als Massnahme gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Darüber hinaus wurden Expertinnen und Experten des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) entsandt, um vor Ort die humanitären Bedürfnisse zu evaluieren und die entsprechenden Massnahmen zu veranlassen.
Die griechischen Behörden begannen rasch mit dem Bau eines neuen Registrierungs- und Aufnahmezentrums, das eine Woche nach dem dramatischen Ereignis in Betrieb genommen wurde und rund 10’000 Flüchtlingen Platz bietet.
Die Schweiz stellte zudem ihr Know-how in den Bereichen Wasser und Risikoanalyse zur Verfügung. Fachleute des SKH halfen bei der Wiederherstellung des Zugangs zu sauberem Wasser im neuen Zentrum und beteiligten sich an den Kontroll- und Sanierungsmassnahmen. Mit Unterstützung von Fachleuten für Katastrophenvorsorge in der Schweiz führte ein Planungsexperte eine Beurteilung der Risiken im neuen Lager durch, zum Beispiel Starkwind- oder Überschwemmungsgefahr. Die Expertinnen und Experten erstellten zuhanden der lokalen Behörden die entsprechenden Gefahrenkarten.
Nachhaltige Unterstützung für Wasser und Gesundheit
Manuel Bessler, stellvertretender Direktor der DEZA, Delegierter für humanitäre Hilfe und Chef des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe, hat das Lager auf Lesbos am 29. September 2020 besucht, um die Akteure vor Ort zu treffen und sich ein genaues Bild der aktuellen Lage zu machen. Am Mittwoch, 30. September 2020, trifft er sich in Athen mit dem Schweizer Botschafter in Griechenland, Olaf Kjelsen, dem stellvertretenden griechischen Minister für Migration, Giorgos Koumoutsakos, und weiteren Behördenvertretern.
«Wir haben Soforthilfe geleistet, da wir darin spezialisiert sind. Wir waren schnell mit Kompetenz und Sachkenntnissen vor Ort. Es ist jetzt an der Zeit, unsere Arbeit an die Agenturen und NGO zu übergeben», sagte er. «Wir wollen unsere Partner sowie auch die griechischen Behörden bei dieser gigantischen Herausforderung unterstützen, und deshalb wird die Schweiz auch nach ihrer Soforthilfeaktion auf Lesbos engagiert bleiben.»
Die Soforthilfe der Humanitären Hilfe des Bundes endet am 30. September 2020, die meisten Expertinnen und Experten des SKH verlassen Lesbos am 1. Oktober 2020. Die Schweiz setzt ihr Engagement anschliessend mit einer mittel- und langfristigen Unterstützung fort.
Die Aktivitäten der Humanitären Hilfe im Bereich Wasser werden vorerst der NGO International Rescue Committee übergeben, die ebenfalls vor Ort präsent ist. Ausserdem stellt das SKH dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) einen Wasserexperten zur Verfügung, um die UNO-Organisation in Abstimmung mit den griechischen Behörden während eines Monats in Wasserfragen zu unterstützen.
Die Humanitäre Hilfe wird ihre Unterstützung zugunsten des Hauptkrankenhauses von Lesbos fortsetzen. Eine weitere Lieferung von Material zum Schutz vor dem Coronavirus ist in Vorbereitung. Ausserdem ist im Rahmen des COVID-19-Zusatzkredits ein finanzieller Beitrag an das Spital in Höhe von 250’000 Franken vorgesehen. Dieser soll die Lieferung von weiterem Hilfsmaterial (Ambulanzen, Messgeräte) zugunsten der Flüchtlinge und der Bevölkerung der Insel Lesbos ermöglichen.