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Das waren noch Zeiten: Die Entwicklung einer berühmten Zeltstadt heute vor 70 Jahren

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Im Jahre 1942 kam ein tatkräftiger Mann mit Namen Alois Bussmann in den Kanton Tessin nach Tenero. Er begann dort, mit der Führung des Albergo Motta eine Existenz aufzubauen. Alois Bussmann, der während dieser anfänglich harten Zeit stets die Augen offen hatte und deshalb in der Entwicklung des Campingwesens eine Chance sah, entschloss sich, in Zusammenarbeit mit der Tcs-Campingsektion einen Zeltplatz zu eröffnen. Nach 70 Jahren hier einen Auszug aus dem Tagebuch von Alois Bussmann, der absolute Pionier:

“Der Gedanke ein Camping zu gründen in Tenero erstmals im Jahre 1950, auf einem zum Hotel Motta gehörigen Landstück direkt am Lago Maggiore gelegen. Da aber nur 4’000 m2 zur Verfügung standen, habe ich davon abgesehen, den der Spesenaufwand wäre dem Grössenverhältnis nicht angemessen gewesen. So kam es, dass der Tcs-Genf sich um Land intressierte und so wurde in Tenero der Grundstein gelegt zum ersten Camping im Jahre 1951. Ich war der erste Campingverwalter und habe alles eingerichtet und organisiert von Grund auf. Das ist der Platz wo heute das Lido Mappo ist wo ich fünf Jahre gewirkt habe. Die ganze Sache fing nicht verheissungsvoll an, denn die Bautermine wurden nicht eingehalten. Kaum war das Material auf dem Platze, so erlebten wir das erste Hochwasser, der uns das bereitgehaltene Baumaterial in den See schwemmte und alle Zeltler den Platz fluschtartig verlassen mussten. Es waren schon Zelte auf dem Platze, als kaum eine Wasserleitung instaliert war, und im Gänsemasch ging es zum Bahnhof Tenero um dort die unetbehliche gerusame Ecke aufzusuchen. Es gefiel den Zeltler so gut, dass sie alles in Kauf nahmen, was fehlte an Bequemlichkeit denn damals herrschte noch ein wahrer Zeltlergeist und an gegensitiger Hilfsbereitschaft fehlte es nicht. Trotz dem Hindernissrennen brachten wir es auf lo8 Zelte im ersten Jahre und es war eine Freude in Genf, dass ich diese Frequenz melden konnte. Weniger Begeisterung löste ich beim damaligen Ortspfarrer aus (Don Natale Raselli aus, der inzwischen gestorben ist) der mich auf der Kanzel nannte und mich im Kirchenblatt anschwärzte”.

Und: “Weil der Tcs, und ich persőnlich Deutschschweizer sind, só verstieg man sich zu den unglaublichen Äusserungen: Ausgerechnet ein “Zucchini” (Ubernahme der Tessiner für Deutsch schweizer) bringe in ein so katholisch konservatives Nest eine so “Sündhafte Industrie”. Heute hat Tenero vier Camping in Händen von Tessiner, aber es ist nicht mehr sündhaft. Am Saisonende 1951 mussten alle Geschäftsleute erkennen, dass das Zelten eine Zukunft hatm und schon kam das Bedauern, dass des Pachtvertrag zwischen Landeigentümer Pedrazzini und dem Tcs viel zu kurzfristig abgeschlossen wurde, denn wie schnell sind fünf Jahre vorüber. Auch zeigte sich schon bald, dass all die Instalationen viel zu knapp bemessen waren, wie zum Beispiel die Wasserzufuhr von einer 19 mm Durchmesser Leitung. Doch man plagte sich auch die beiden nachfolgenden Jahre mit diesem Minimum an Einrichtungen ab. In diesen ersten drei Jahren ist schon allerhand passiert auf dem Plazte. Mit Hochwasser hatten wir jedes Jahr zu kämpfen, bei einem Sturm wurde ein hoher Baum umgelegt und hat einem deutschen Arzt das Auto zusammen gedrück, während das Ehepaar nebenan ihr kleines Gibelzelt hielten, dass es der Šturm nicht forttrug. Bei einem andern boenartigen Windstoss während der Badezeit rennten alle Zeltler zu ihrer Behausung,um die Sturmverkablung anzubringen. Als sie zurückkamen, fehlte drei jähriger Bub und ein eben so altes Meiteli. Alles die Aufregung war unbeschreiblich”.

(Alle Rechte vorbehalten, auch eine teilweise Vervielfältigung ist untersagt! Auszüge aus dem Tagebuch des Pioniers der Campingplatzgeschichte im Kanton Tessin folgen…).